Wettbewerbe

Südbahnhof Wien, 1950

Wettbewerb mit Otto Gruber
aus Analytische Bausteine, Seite 60

suedbahnhof_001f

Die alten Vorbilder aus dem Historismus aus Glas und Stahl in England haben in anderen Ländern schon ihre Nachfolger gefunden. Wien wartet immer noch auf einen reiselustigen gläsernen Bahnhof.

 

Wettbewerbsbericht
„Der Aufbau”, Juli 1951

Architektengemeinschaft Hiesmayr, Gruber
Vorteile: Kurze Wege an der Eingangshalle zu den Bahnsteigen. Zweckmäßige Situierung der Gepäckräume. Günstige Anlage der dem Betriebsdienst dienenden Räumlichkeiten. Eine Verbindung zwischen der Abfahrts- und Ankunftshalle durch den Handgepäckraum wäre vorgesehen. Ungünstig erscheint die halsartige Einschneidung der Gepäckannahme bzw. -abgabe. Die Grundrißgestaltung im Seitenflügel und in Teilen des Mittelflügels ist nicht restlos gelöst. Die Verkehrslösung bringt keine neuen Gedanken und weist einige Fehler auf. Der Verfasser verrät gutes architektonisches Formempfinden.
Preisgericht: Oswald Haerdtl, Karl Kupsky und Emil Wachberger

Südbahnhof

 

 

Südbahnhof

 

 

Ernst Hiesmayr und Otto Gruber versuchten in ihrem Entwurf, sowohl der Logik eines Verkehrsbauwerkes als auch der Besonderheit der Situation gerecht zu werden. Zwei in ihrer ruhigen Geradlinigkeit in weite Entfernungen führende, überregionale Bahnlinien treffen an ihrem Schnitt- und Endpunkt auf einen dynamischen Knotenpunkt des pulsierenden städtischen Verkehrs. Die Kreisform der Vorfahrt wird in der Gestalt der Halle aufgenommen und zum Hauptthema des Entwurfs. Von außen definiert die gebogene Form der Halle durch ihren Fokus klar den Hauptzugang, im Inneren soll sie eine konfliktfreie zwanglose Verteilung auf die beiden Bahnsteige der Süd- und Ostbahn gewährleisten.
Reinhardt Gallister

Südbahnhof

Museum der Stadt Wien, Karsplatz, 1951

Wettbewerb mit Otto Gruber
aus Analytische Bausteine, Seite 64

museumWien_65

Die Kunst enthält die ganze Geschichte und trägt sie, weil sie dort anfängt, wo die logische Erklärung aufhört.

museum wien

museum-wien-skizze

 

Unsere Lösung

Kultur als Kontinuum. Kein Volumen in Konkurrenz zur Karlskirche, sondern eine auf Stützen stehende steinerne Wand begrenzt den Platz. Das große Auge am Ende des Weges blickt in die historische Platzlandschaft.

 

Messepalast, Wien, 1987

Wettbewerb 1. Stufe mit Rudolf Prohazka
Auslober Republik Österreich
aus Analytische Bausteine, Seite 216

 

messepalast Model

Die Zweite Republik hat die Chance, durch einen Abbruch der Reithalle, einem Dutzendprodukt des Historismus, einen Platz im Kern der Stadt zu bilden, verspielt.

Die Aufgabe

Die Hofreitstallungen von Johann Bernhard Fischer von Erlach sind unvollendet. Zu beachten ist der gärtnerische Raum, der Übergang zum 7. Bezirk. Die Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts hat an dieser Stelle versagt. Zugebaut und nur zugebaut und sonst nichts. Der 7. Bezirk, der dichtest bebaute Bezirk der Stadt: Eine ungeklärte städtebauliche und denkmalpflegerische Ausgangslage mit einem wagen Museumskonzept war über den Weg der Architektur zu klären. Der 2. Republik war ein kultureller Identifikationsraum zu geben, und der modernen Kunst ein Stellenwert in der musealen Stadt einzuräumen.

messepalast-218

Kunstgarten Wien

messepalast übersicht

Erläuterungsbericht

1. Städtebau
Das Areal der ehemaligen Hofstallungen wird schwerpunktmäßig der Österreichischen Kunst ab 1848 gewidmet. Der vorhandene städtebauliche Ansatz wird erweitert durch selbständige Museumsinstitutionen, die dem Inhalt entsprechend als autonome Bauvolumen gesetzt sind.

1.1 Hofstallungen
Die Hofstallungen von Fischer von Erlach sind ehemalige Zweckbauten. Sie können in ihrer Bedeutung nur wachsen, wenn ihnen eine Hauptfunktion aus dem Museumskonzept zugewiesen wird. Die Baumasse wird freigestellt als eigenständige Baupersönlichkeit. Die Länge wird erlebbar gemacht und der Baukörper präzisiert. Durch diese Maßnahme können die Hofstallungen städtebaulich mit dem Bestand des Kunst- und Naturhistorischen Museums gleichziehen.

1.2 Hofstallungen-Passage
Als primäres städtebauliches Element durchzieht das ganze Erdgeschoß eine Fußgängerpassage. Sie schafft eine attraktive Fußgängerverbindung parallel zur Lastenstraße und belebt den Museumsbereich mit den ihr entlang aufgereihten Funktionen für Information, Buchkauf, Cafe usw. ln die Passage sollen jedoch auch die Großskulpturen von ca. 1850- 1950 zur Schaffung von Ambiente aufgestellt werden. Aus der U-BahnStation “Volkstheater” führt ein zusätzlicher Aufgang direkt in die Passage.

1.3 österreichisches Museum der Jahrhundertwende
Im 1., 2. und 3. Geschoß ist Platz für das Österreichische Museum der Jahrhundertwende, 1848 – 1945. Es wird von der Mitte her aufgeschlossen, sodaß jeder Flügel ein halbes Jahrhundert beherbergt. Eine zusätzliche Belichtung im 1. Obergeschoß und in der Galerie erfolgt von Nordosten durch das Dach.

 

Messepalast Schnitt

 

1.4 Museum moderner Kunst
Die gegliederte Baumasse des Museums moderner Kunst thematisiert mit dem schrägen Steindach den Geländesprung des Areals. Seine Außenerscheinung vertritt die expressive Moderne, im Inneren terrassenartig ansteigende Räume verschiedener Höhen. Es wird ein Raumkontinuum angestrebt mit vielerlei Blickbeziehungen. Die Ausstellungsflächen können über einen Rampenweg durchwandert, aber auch über Stiegen und Aufzüge gezielt besucht werden. Die zweite Außenfläche erinnert an die alte Form des Ovalhofes. Der Zugang vom 7. Bezirk wertet Bezirk und Museum auf.

1.5 Ausstellungshalle
Die Ausstellungshalle ist ein für den Einzelfall präzisierbarer multifunktionaler Raum und wird allerlei Ausstellungstechniken bis zur Inszenierung ermöglichen. Das aufgesetzte plastische Element beherbergt Büros und ein Cafe und charakterisiert den Bau. Es bildet ein Signal über die Kulisse der Hofstallungen hinweg.

messepalast-221

1 .6 Außenräume
Die Außenräume sind so wichtig wie die Bauvolumen, sie werden durch die Solitärbaukörper der Museen strukturiert. Die Baumassen in ihrem z.T. freien Zuschnitt bilden ein Ensemble, ohne in historische Reminiszenzen zu verfallen. Die urbanen Außenräume entsprechen in ihrer Ausdehnung westeuropäischen Erfahrungen und können sich gerade deshalb gegenüber dem Maria-Theresien-Platz behaupten. Der Kunstgarten Wien erweitert das Grünkonzept des Volksgartens und Burggartens und wird über den Grünzug des Rings und des Maria-Theresien-Piatzes an den 7. Bezirk herangeführt Er bietet einen Direktzugang aus der Achse des 7. Bezirkes und die für diesen notwendige Erholungsfläche. Eine zusätzliche Baumreihe in der Mitte der Lastenstraße wirkt bremsend auf den Verkehr und erleichtert dem Fußgänger den Übergang. Räumlich schafft sie eine Zäsur vom Maria-Theresien-Piatz vor den Hofstallungen.

Messepalast Grundriss

messepalast Fassade

 

1.7 Filmmuseum
Das Foto- und Filmmuseum ist als städtebauliches Zeichen an die Kreuzung Lastenstraße-MariahilferstraßeBabenbergerstraße gestellt. Es wird als leicht schräg stehender, teilweise mit Rampen ummantelter Zylinder zum Werbeträger für den gesamten Museumsbereich „Kunstgarten Wien”. Für den Kinosaal und das Depot werden Teile der Tiefgarage abgetrennt. Die Publikumsbereiche sind über Rampen und von der Mariahilferpassage her zugänglich.

1.8 Bauskulpturentürme
Der Durchgang vom 7. Bezirk wird durch zwei Türme mit offenen Plattformen zur Aufnahme von Bauskulpturen akzentuiert. Vom Burgtor her mäßigen sie die Wirkung des Flakturmes in der Silhouette. Die Verdoppelung und die kulturelle Bedeutung steigern die Größenordnung.

1.9 Kunsttransit
Im Inneren der Museen bietet er geschlossen verglast eine Kurzinformation mit Einblicken in die Ausstellung und dient als Verkehrsverbindung zwischen dem 7. Bezirk und dem Maria-Theresien-Platz.

1.10 Bleibender Bestand
Als wichtige Reminiszenz bleiben das Glacisbeisl und Teile des Halbrundbaues mit den Stützmauern erhalten. Dahinter sind Wohnungen und Ateliers vor der dominanten Feuermauer situiert. Das Tabakmuseum bleibt an der alten Stelle.

2. Autonome Verwaltung
Die autonomen Baukörper sind auf selbständige Verwaltungsbereiche ausgerichtet. Diese Organisation ermöglicht eine produktive Konkurrenz der einzelnen Museen.

messepalast wege